Umarmung eines Engels
Umarmung eines EngelsEngel brauchen keine Flügel, um dich in der Seele zu berühren.
Es ist ihre Umarmung, bei der du die Magie spürst.
Wenn dich ein Engel umarmt, genieße diesen Augenblick,
nimm einen tiefen Atemzug, spüre seine sanfte Berührung,
und lass ihn wieder gehen.
Eintauchen in dieses Gefühl der Geborgenheit, es fühlt sich warm und weich an, eingebettet in einer Wolke voller Liebe.
Wenn du einen Engel umarmst, dann spürst du diese tiefe Herzumarmung.
Diese Wärme erfüllt dich völlig, umgibt dein Herz mit Liebe, dringt in jede Zelle deines Körpers ein. Ein stärkendes Gefühl, das von innen kommt, ein Kribbeln am ganzen Körper. Es ist etwas erhebendes, wie Fliegen, ganz weit oben. Nur den Wind spüren, der dein Haar streichelt. Und gleichzeitig wie im All schweben, frei von allen Zwängen und allen Schmerzen.
Als Sara Mitte 40 war, hatte sie als Bauingenieurin einen Zwölfstundentag und musste an den Wochenenden oft durcharbeiten. Widerstand war zwecklos, da sie sonst aus dem Projekt flog. Ihre Freizeit verbrachte sie am PC und zockte.
Ihre Arbeit und das PC-Spiel waren eine Flucht aus ihrem emotionalen Gefühlschaos. Vom Vater geschlagen, eine kühle Beziehung zur Mutter und Unverständnis vom Mann, gab es niemanden, dem sie sich zu öffnen traute. Dieses Entfliehen aus der Realität war ihr Schutzschild. Sie verkroch sich in ihr Schneckenhaus und nahm die Außenwelt nur noch wie durch Watte wahr. Bis eines Tages ihr Schutzschild Sprünge bekam.
Ihre Großmutter war immer ihr größter Halt gewesen, ein Zufluchtsort für sie. Einmal im Jahr besuchte sie ihre Oma, verbrachte viel Zeit mit ihr, tankte Sonne, Liebe und Geborgenheit bei ihr auf und nährte sich den Rest des Jahres von diesem Gefühl.
Dann stürzte ihre Großmutter und starb an den Folgen.
Sara stürzte mit ab. In diesem Moment, am Tag, als sie vom Tod ihrer Großmutter erfuhr, begegnete sie das erste Mal einem Engel.
Einem Bekannten, den sie nur wenige Tage vorher kennengelernt hatte, erzählte sie von ihrer Trauer. Er umarmte sie und gab ihr Trost, schützte sie vor dem Fall. Sie hielt sich an ihm fest, wie eine Ertrinkende sich an einem rettenden Ast festhält. Seine Umarmung gab ihr Geborgenheit und Schutz, den sie so dringend brauchte. Sie verschmolz mit diesem wohligen Gefühl.
Er hielt sie fest, gab ihr Halt, Geborgenheit und Liebe. Sie fühlte sich von ihm verstanden, auch ohne Worte. Er war für sie wie ein großer Bruder, den sie nie gehabt hatte. Er erkannte blind ihr Wesen, ihre tiefsten Sehnsüchte. Durch ihn erblühte ihr Innerstes wie eine Rosenblüte. Sie liebte ihn dafür, dass sie sich selbst sehen durfte.
Die Nähe und Geborgenheit, die er ihr schenkte, war heilsam für sie. Dank seiner Wertschätzung entdeckte sie ganz neue Seiten an sich.
Er half ihr über den Verlust hinweg, indem er eine Zeitlang jeden Tag für sie da war. Doch dann verschwand er genauso plötzlich wieder aus ihrem Leben.
Sara war noch nicht bereit für ein eigenständiges Leben, sie verlor völlig den Halt und rutschte in ein Burnout. Nichts ging mehr, sie funktionierte nicht mehr, sie hatte ausgedient. Das Korsett der Arbeit fiel in sich zusammen und damit ihr letzter Halt.
Sara fand sich im tiefen Loch der Depression wieder. Es war ein Verfall im Außen und im Innen, alles erschien ihr sinnlos und hoffnungslos. Sie hatte das Gefühl, in einem tiefen Tal zu sitzen, um sie herum hohe Berge, die ihr keine Möglichkeit ließen, herauszukommen. Ihre Gedanken und Gefühle waren so verschachtelt, dass sie nur schwer an ihren Ursprung herankam. Sie fühlte sich wie in einem Labyrinth, in dem sie immer wieder dieselben Wege geht und dieselben Kurven dreht. Verzweifelt ging sie wieder und wieder die gleichen Gedankengänge durch, Emotionen kamen hervor, doch fand sie keinen Ausweg aus ihrem Käfig.
Eins jedoch blieb ihr, dieses wohlige, warme Gefühl der Umarmung ihres Engels, das sie als Zufluchtsort im Inneren bewahrte. Sie klammerte sich an dieses Gefühl und zog daraus Kraft. Es war nur ein kleines Licht, das aus ihrem Herzen kam, aber es gab ihr Hoffnung. Immer, wenn sie daran dachte, lächelte sie und fühlte sich leichter.
Schließlich nahm sie sich eine Auszeit und ging für einige Monate in ein buddhistisches Kloster. Während der Meditationen begann sie, sich ihrer Selbst bewusster zu werden, sich Neuem zu öffnen, sich mehr zu zeigen, wie sie war. Ihr altes Leben nach dem fremden Takt der Außenwelt war vergangen.
Ihre innere Kraft, die sie immer wieder aus der Engelsumarmung schöpfte, half ihr, Selbstbewusstsein und Eigenverantwortung aufzubauen, stärkte sie bei der Wahl neuer Möglichkeiten und Wege. Langsam veränderte sich ihre Einstellung zum Leben und sie begann, einen neuen Weg zu gehen.
Manchmal gibt dir dein Engel nur ein Schubs, um dich in eine neue Bahn zu lenken, um dir einen neuen Weg zu zeigen. Und immer, wenn du anhältst und in diesen Moment hinein spürst, kannst du den Engel erkennen, der dich hält, der dir eine herzliche Umarmung schenkt, die deine Seele berührt.
© Aphroditee 02.09.2018